Abgebrochene Hausgeburt, aber erfolgreiche VBAC
Wie ihr in den vorherigen Artikeln lesen konntet, verlief meine erste Schwangerschaft und Geburt anders als ich es mir vorgestellt habe. Diese Durcheinander sollte mir nicht nochmal passieren. Ich las schon bevor ich wieder schwanger wurde viele Bücher zum Thema Geburt, VBAC und natürliche Geburt ,darunter waren folgende:
Alleingeburt – Schwangerschaft und Geburt in Eigenregie
Auch sehr zu empfehlen wenn man keine Alleingeburt plant. Denn es bestärkt auf die eigenen Bedürfnisse zu hören und erklärt viele Ammenmärchen, die leider immer noch in unseren Köpfen herumgeistern.
Die Selbstbestimmt Geburt von Ina May Gaskin
Hier wird die Geburt sehr positiv beschrieben, es nimmt einem die Angst vor dem großen Mysterium Geburt. Ina May Gaskin leitet zusammen mit anderen Hebamme ein Geburtshaus in Amerika und beschreibt in ihrem Buch sehr anschaulich wie eine natürliche Geburt abläuft und was man sonst noch so über Schwangerschaft und Geburt wissen muss.
Meine Wunschgeburt
Ein tolles Buch für alle Mamas die nach ihrem Kaiserschnitt eine VBAC anstreben. Es werden alle Risiken (die meist gar keine sind) besprochen und erklärt. Es sind aber auch tolle Geburtsberichte sind mit dabei. Ein tolles rundum Paket.
Ich fühlte mich gut vorbereitet und hatte einiges an neuem Wissen, was mir bei meinen Entscheidungen auch sehr geholfen hat.
Die Schwangerschaft
Beim zweiten Kind verlief die Schwangerschaft komplett anders als bei meiner ersten Tochter. Ich konzentrierte mich auf die positiven Seiten und blendete die negativen so gut es ging aus. Da ich während der Schwangerschaft insgesamt nur 2 Ultraschalluntersuchungen hatte, wusste ich zu keinem Zeitpunkt wie es um meine Nieren steht. Ich hatte zwischendurch ein leichtes Druckgefühl, dies ließ sich aber mit Buscopan gut in den Griff bekommen. Die Vorsorgen ließ ich komplett von meiner Hebamme durchführen, das bedeutete für mich weniger Stress und ich konnte ganz „guter Hoffnung“ sein. Wir planten eine Hausgeburt und bereiteten dafür alles vor. Ich bestellte einen Geburtspool und auch einen Gymnastikball. Zudem hatten wir Abdeckfolien für Boden und Couch.
Ab und zu kamen Nachfragen aus dem Bekannten und Freundeskreis, warum ich eine Hausgeburt plane und ob dies nicht viel zu gefährlich sei. Warum ich nicht einfach ins Krankenhaus gehen würde. Ich antwortete meist diplomatisch und versuchte zu erklären. Manchen konnte ich aber auch nur ein plumpes „ich will mein Kind nicht den Multi-resistenten Keimen aussetzen, wenn es nicht unbedingt sein muss“ erwidern.
Diesmal ging die Schwangerschaft deutlich länger. Als ich in der 40. Schwangerschaftswoche angekommen war, hatte ich partout keine Lust mehr. Ich wollte endlich kuscheln und die kleine Maus begrüßen. Ich redete jeden Abend mit ihr, um ihr mitzuteilen, dass alles fertig ist und wir nur noch auf sie warten.
Der Geburtsbeginn
Bei 39+2 platze mir morgens um 2:30 Uhr die Fruchtblase, allerdings ohne Wehen. Ich legte mich also, nachdem ich eine trockene Hose angezogen hatte, aufs Sofa und wartete. Schlafen konnte ich nicht aber Wehen kamen auch nicht. Morgens rief ich meine Hebamme an, die Mittags vorbei kommen wollte. Das tat sie auch und testete einmal die Flüssigkeit, es war eindeutig Fruchtwasser. Wir hatten morgens bereits das Wohnzimmer zum Geburtszimmer umgestaltet, den Pool aufgestellt und alles mit wasserdichten Unterlagen ausgelegt. Meine Hebamme kam abends um 21 Uhr nochmal zur Kontrolle, es hatte sich immer noch nichts getan, die Herztöne der Kleinen waren aber weiterhin gut. Sie schickte mich schlafen und meinte wir sollen uns melden wenn die Wehen alle 5-6 Minuten kommen. Ich legte mich hin, da ich echt müde war wollte ich die nächsten Stunden zum Kraft tanken nutzen.
Da machte mir die Kleine einen Strich durch die Rechnung. Um 22 Uhr gingen die Wehen los. Ich musste sie direkt veratmen und wusste „okay jetzt ist es ernst.“ Dirk rief also wieder die Hebamme an, die auch meine Freundin Mareike anrief, die mich neben Dirk bei der Geburt begleiten sollte. Mareike traf gegen 23 Uhr bei uns ein. Ich war schon in den Pool umgezogen und die Wehen waren bereits sehr fies. Sie half mir in den Pausen zu entspannen und neue Kraft zu tanken.
Gegen 23.30 Uhr traf auch die Hebamme bei uns ein. Sie schaute kurz nach dem Muttermund, dieser war erst bei 2 cm. Diese Aussage entmutigte mich etwas, da ich die Wehen echt schon als sehr unangenehm empfand. Die Hebamme legte sich daraufhin in unser Bett und schlief bis circa 4.30 Uhr. In der Zeit veratmete ich mit Dirk und Mareike die Wehen. Die Zwei standen mir die ganze Zeit zur Seite und ich bin ihnen immer noch sehr dankbar dafür.
Abbruch der Hausgeburt
Gegen 4:30 Uhr wollte meine Hebamme, dass ich mich aufs Sofa lege um etwas zu schlafen, dies gelang nicht wirklich und die Wehen waren „an Land“ mittlerweile kaum noch zu ertragen. Der Muttermund war nur bei 3-4 cm. Der Abbruch der Hausgeburt stand im Raum. Ich weinte. Ich wollte nicht ins Krankenhaus. Und ich wollte schon gar keinen Kaiserschnitt. Mareike stand mir bei und bestärkte mich, dass es auch im Krankenhaus eine vaginale Geburt würde. Mir sollten lediglich mit einer PDA die Schmerzspitzen genommen werden.
Ich stimmte schließlich der Verlegung zu. Da wir zu dem Zeitpunkt kein Auto hatten, fuhren wir mit meiner Hebamme mit. Im Krankenhaus angekommen begann die Krankenhausroutine. Es wurde mir ein Zugang gelegt, die Assistenzärztin wollte unbedingt noch einen Ultraschall machen und zu sehen wie groß und wie schwer die Kleine ist und der Arzt zur PDA Aufklärung kam vorbei.
Die Geburt
Nachdem alle Ärzte und Schwestern den Raum wieder verlassen hatten und der Anästesist noch nicht da war, tastete meine Hebamme noch einmal nach dem Muttermund. Er war bei 7 cm. Ich wurde kurz sauer. Sauer auf mich, auf meine Hebamme und auf meinen Körper. Wir hätten einfach noch etwas zu Hause warten sollen. Naja nun war ich hier. Kurz darauf kam der Anästesist und legte mir die PDA. Die Schmerzen verschwanden danach ganz, leider auch die Wehen. Die Interventionsspirale drohte zu beginnen. Ich bekam einen leichten Wehentropf und die Wehen kamen zum Glück wieder.
Schnell war der Muttermund komplett geöffnet und die Austreibungsphase begann. Damit konnte ich besser umgehen, da ich mitarbeiten konnte. Das Köpfchen trat ins Becken ein und nur ein paar Wehen später war das Köpfchen geboren. In der Wehenpause befühlte ich ihre Haare und mit der nächsten Wehe war sie dann endlich um 11:33 Uhr geboren. Ohne Dammschnitt oder sonstige weitere Interventionen, auch wenn der Oberarzt gerne alles mögliche durchgeführt hätte. Ich war glücklich und stolz auf mich und auch auf die Kleine. Wir hatten es geschafft!
Das Danach
Danach begann noch eine kleine Odyssee, da die Kleine eine ca. 1 Cent große Verletzung am Kopf hatte. Später stellte sich heraus, dass es eine sogenannte Aplasia Cutis ist und einfach zuwachsen wird. Nun mit knapp 1,5 Jahren ist die Stelle bereits komplett verheilt, nur Haare werden dort nicht wachsen.
Während der Geburt kamen oft Zweifel hoch, ob ich es schaffen werde. Das Ende des Weges ist mir leider immer noch zu häufig aus dem Fokus geraten. Aber trotzdem habe ich es geschafft. Klar war ich traurig, die Hausgeburt nicht bis zum Ende durchgezogen zu haben, aber wie heißt es so schön? Man muss sich ja noch steigern können. Das nächste Kind kommt zu Hause zur Welt. Zumindest würde ich wieder eine Hausgeburt anstreben. Denn eine Hausgeburt ist doch sehr viel entspannter als eine Geburt im Krankenhaus. Wir sind nach 5 Stunden auch gleich wieder heim. Mich halten keine 10 Pferde mehr im Krankenhaus, wenn es nicht unbedingt sein muss.
Liebe Grüße
Eure Lisa
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